EQUITANA-Aspekte: Im Dialog mit der FN

Im Vorfeld der Equitana hatte die Ankündigung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), in der neuen LPO auf die „Zwei-Finger-Regel“ zur Überprüfung der korrekten Verschnallung von Reithalftern zu verzichten, bei vielen Pferdeleuten für heftige Diskussionen gesorgt. Schnell wurde eine Online-Petition aus der Taufe gehoben, die sich gegen diese Änderung stark machte und zudem die Einführung eines Messkeils aus Kunststoff propagierte. Wichtiger als das Sammeln von Unterschriften war es uns allerdings zu erfahren, was die FN zu den Änderungen in ihrer Turnierordnung bewogen hatte.

In zwei Podiumsdiskussionen am zweiten Messewochenende standen uns FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach (Samstag) und Ausbildungsleiter Thies Kaspareit (Sonntag) Rede und Antwort und plädierten gegen „Faustregeln“ und für den gesunden Menschenverstand. Besonders haben wir uns gefreut, dass am Sonntag mit Dr. Kathrin Kienapfel eine der Organisatorinnen der Petition in den Dialog mit Thies Kaspareit trat – ein Dialog, von dem wir hoffen, dass er über die Messe hinweg andauern wird. Hier unser letztes Zitat-Päckchen von der Equitana 2017:

Kathrin Kienapfel: Ein richtig verschnalltes Reithalfter sollte den Frontzähnen mindestens so viel Platz geben, dass noch ein Stück Zucker dazwischen passt, damit die Backenzähne überhaupt Platz haben.

Thies Kaspareit: Wir finden, dass man bei der Formulierung von Regeln differenzieren muss zwischen den verschiedenen Reithalftern. Wichtigstes Kriterium ist aber, dass Kautätigkeit und Atmung des Pferdes nicht behindert werden.

Kathrin Kienapfel: Die Realität auf den Turnierplätzen und in den Reithallen sieht aber leider anders aus.

Renate Elberich: Wir können als Richter nicht ständig Polizei spielen. Und wir müssen uns und die Reiter doch fragen: Warum werden die Reithalfter zugeknallt? Hier sind die Ausbilder gefragt, die suggerieren, dass diese Methode positiv wirken könnte.

Thies Kaspareit: Ich sehe es auch so, dass die Regel nicht unser Problem ist; wir müssen uns Gedanken über ihre generelle Umsetzung machen.

Kathrin Kienapfel: Eigentlich sind wir ja einer Meinung.

Renate Elberich: Wenn ein Pferd in einer Parade ein wenig das Maul öffnet, dürfen wir das als Richter nicht abstrafen, sonst dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Leute als Reaktion das Reithalfter zuknallen.

Wenn ich aber als Richter oder Ausbilder zwei Finger oder ein Messgerät brauche, um zu sehen, ob das Reithalfter korrekt verschnallt ich, mache ich meinen Job verkehrt.

Ilja van de Kasteele: Dem stimme ich zu, wir müssen das Auge schulen für die Bedürfnisse des Pferdes.

Renate Elberich: Wenn ich als Richterin am Abreiteplatz auf ländlichen Turnieren beiläufig hin und wieder ein einzelnes Pferd kontrolliere, spricht sich das unter den Reitern herum wie ein Lauffeuer.

Jochen Schumacher und Ilja van de Kasteele stellen die generelle Frage, warum die FN in Turnierprüfungen darauf besteht, dass mit Reithalfter geritten wird – ein Thema, das wir hoffentlich demnächst noch einmal anschneiden können.

Moderatorin Petra Herrmann beschließt die Runde mit einem Zitat von Horst Stern: Das schwerste ist die Hand, denn sie soll am leichtesten sein.