Respekt! Bericht vom Hippologischen Abend in Warendorf

Am 1. Dezember 2017 trafen sich im Hotel Mersch in Warendorf fast 50 Teilnehmer zum 1. `Hippologischen Winterabend`, organisiert von den Standpunkt.Pferd-Mitgliedern Renate Elberich und Michael Rohrmann.

In meiner Funktion als 1. Vorsitzende von Standpunkt.Pferd e.V. hatte ich die große Ehre, u.a. mit Persönlichkeiten wie Angelika Frömming (Trägerin des Goldenen Reitabzeichens, international tätige Richterin, Buchautorin), Dr. Juliette Mallison ( von 1995 bis 2011 Präsidentin des VDD, Verein Deutscher Distanzreiter und -fahrer), Hannes Müller (Ausbildungsleiter der Deutschen Reitschule in Warendorf, 2. Vorsitzender der Bundesvereinigung der Berufsreiter), Eckart Meyners (Dozent für Sportpädagogik, Entwickler der Bewegungslehre für Reiter nach EM) und Dr. Anita Schade (Tierärztin und Chiropraktikerin) das Podium zu teilen.

Die Veranstaltung war zeitlich angelehnt an eine Fortbildung der Bewegungstrainer EM (Eckart Meyners), das Plenum also reich besetzt mit hochqualifizierten Pferdefachleuten, Pferdewirtschaftsmeistern, Trainern,Tierärzten, Richtern.

Nach einem hervorragenden Abendessen gelang der Einstieg in die Diskussionsrunde mühelos.

Es genügte, das heiß diskutierte Thema `korrekte Verschnallung des Reithalfters` in den Raum zu stellen, um einen lebhaften Austausch über Methoden des erfolgversprechenden Vermittelns vom Wissen rund ums Pferd in Gang zu setzen.

Einigkeit herrschte schnell in dem Gedanken, dass das erstrebenswerte Ziel der Ausbildung Harmonie mit dem Pferd sein muss. Einigkeit herrschte auch, dass dieses erstrebenswerte Ziel oft der Gier nach schnellem Erfolg geopfert wird.

Ein Großteil der Verantwortung für einen ethisch vertretbaren Umgang mit dem Pferd liegt eindeutig bei den Ausbildern. Hannes Müller betonte nachdrücklich, dass die Richtlinien der Ausbildung für Ausbilder inhaltlich keine Wünsche in der Richtung offen lassen. „Die Reitkunst kann nichts dafür, wenn sie nicht korrekt umgesetzt wird“, zitierte er Kurt Albrecht.

Schon in der Heranführung der Kleinsten an den Reitsport liegt eine große Herausforderung. Kinder auf gesattelte Pferde von unpassender Größe zu setzen, wird dieser sicherlich nicht gerecht.

Aber in diesem Bereich gibt es schon zahlreiche erfolgreiche Methoden, genannt seien stellvertretend das Team Ponykonzept, die VFD Kids oder Hippolini, die die inhaltliche und räumliche Nähe auf der Equitana nicht als Konkurrenz verstanden, sondern freimütig ihre Erfahrungen teilten und Kooperationen beschlossen. So kann es gelingen.

Darüber hinaus wurde von Konzepten berichtet, Wissen über das Pferd und seine Bedürfnisse in Grundschulen zu tragen. So erreicht man sowohl reitende wie nicht-reitende Kinder und deren Eltern.

Wieviel der Pferdemensch von ähnlich Gesinnten lernen kann, zeigt sich beim Thema Bodenarbeit, das seit einiger Zeit von der sogenannten „Sportreiterszene“ entdeckt wird. Diese Art, Vertrauen zwischen Reiter und Pferd und ein `sich aufeinander Konzentrieren` zu fördern, wird in der sogenannten Freizeitreiterszene seit Jahrzehnten praktiziert und geht weit über das korrekte Führen von A nach B hinaus. Schon vor 40 Jahren wurde Bodenarbeit von Ursula Bruns propagiert und seitdem konsequent weiterentwickelt und kompetent gelehrt u.a. im Reitzentrum in Reken unter Leitung von Jochen Schumacher.

Ich möchte kurz erklären, warum ich immer von der sogenannten Sport- oder Freizeitreiterszene spreche. Die allermeisten sogenannten Sportreiter sind Freizeitreiter, weil sie Ihren Sport in der Freizeit ausüben. Auf der anderen Seite sind Pferde und Reiter, die im Rahmen eines Wanderrittes o.ä. täglich 30 km und mehr gesund und munter überstehen, für mich eindeutig Sportler.

Der allzu menschlichen Tendenz, sich in ausufernder Kritik an sicherlich kritikwürdigen Zuständen zu verlieren, wurde beim `Hippologischen Winterabend` durch die Gesprächsleitung und einige beherzte Teilnehmer ein schnelles Ende bereitet; stattdessen wurden Ideen zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Trainern, Reitern und Pferden erarbeitet.

Eng damit verknüpft und von existentieller Bedeutung für einen Verbleib des Kulturgutes Pferd in unserer Gesellschaft ist die Außenwirkung des Reitsports auf die Öffentlichkeit.

Noch hat das Pferd bei den Menschen einen hohen Stellenwert, weil es emotional äußerst positiv besetzt ist. Die Pferdeszene muss sich allerdings hüten, durch Selbstzerfleischung diesen Kredit zu verspielen.

Erfreulicherweise wurde aus dem Plenum Standpunkt.Pferd auf der Equitana als beispielhafter Ansatz genannt, die Szene zu einen und einen Schritt näher dahin zu bringen, mit einer Stimme zu sprechen.

Vor dem Hintergrund schwerer Vorwürfe von Tierschützern, drohender Pferdesteuer, verschärfter rechtlicher Vorgaben für die Pferdehaltung (die sicherlich eine Berechtigung haben, aber für viele Betriebe existenzbedrohend sind und selbstverständlich auch vor Landgestüten nicht Halt machen) und einem schwindenden Respekt gegenüber Reitern und Pferdehaltern kann nur wachsender Respekt unter Pferdemenschen angemahnt werden. Respekt und Toleranz Andersdenkenden gegenüber sind ein wichtiger Baustein beim Kampf gegen die Stigmatisierung von Pferdehaltung und Reitsport.

Danke unseren Mitgliedern Renate und Michael und allen Beteiligten für diese gelungene Veranstaltung. Mögen noch viele vergleichbare folgen. Zum Wohle des Pferdes.

 

Heide Kröber